Lochhausener Singkreis
Swahili: Sätze
2025-04-21

Schon im vorangegangenen Kapitel Verben waren ja kurze ganze Sätze vorgekommen, allerdings mit zwei Einschränkungen:

Die Beschränkung auf Personen lassen wir vorerst noch bestehen, weil die Subjekt- und Objekt­vorsilben für Sachen andere sind als für Personen, und alles auf einmal wäre zu kompliziert. In Liedern ist ja meist eher von Personen die Rede, obwohl man andere Wörter natürlich auch braucht.

Die zweite Einschränkung fällt jetzt weg, indem wir Substantive für Personen einführen. Weil ein Substantiv allein oft nicht genau genug ist, nehmen wir gleich noch Possessiv­pronomen (mein, dein, …) mit dazu. Namen von Personen werden ganz genauso behandelt wie im Deutschen: sie können anstelle anderer Substantive verwendet werden.

Substantive für Personen

Die Eigenheit von Swahili, überall dort Wortanfänge zu haben, wofür im Deutschen Wortendungen stehen, gilt genauso für Substantive. Die werden aber nicht durch so viele Formen gejagt wie die Verben, vielmehr ist die Bildung der Mehrzahl die einzige Veränderung am Wort – die aber erfolgt dadurch, dass ein Wortanfang durch einen anderen ersetzt wird. Dafür gibt es ein paar feste Muster, die wir nicht alle lernen müssen.

Ein häufiges solches Muster bei Wörtern für Personen ist die Ersetzung des Wortanfangs m- am Einzahlwort durch wa- für die Mehrzahl dazu, so wie gleich im ersten Beispiel unten. Auch bei mwana ist das so: es sieht zwar so aus, als sei in der Mehrzahl einfach das m- weggefallen. Das täuscht aber: vor Vokal wird die Vorsilbe m- immer zu mw- (wie ja bei Verbformen auch), und oft wird das -a- von wa- mit dem nachfolgenden Vokal zusammen­gezogen. Durch diese beiden Effekte wird m·ana → mwana in der Mehrzahl zu wa·ana → wana, aber das w- ist nicht einfach von der Einzahl übriggeblieben.

Es gibt in Swahili ganz wenige Substantive für Personen nur eines bestimmten Geschlechts; in der Liste unten sind das nur mama, baba und bwana. Geht es um Berufe, Tätigkeiten, Eigenschaften oder Rollen, so sind immer alle Menschen gemeint, für die das zutrifft, egal ob Mann oder Frau. Deswegen stehen in der Tabelle nur die Formen ohne -in, wie sie auch im Deutschen sehr oft geschlechtsunabhängig gebraucht werden. Wem das missfällt, möge sich überall -/in dazudenken.

EinzahlMehrzahlBedeutung
mtuwatuPerson, jemand, Mensch
babababaVater
mamamamaMutter
mtotowatotoKind
ndugunduguBruder, Schwester, Geschwister
mwanawanaSohn, Tochter
MunguGott
bwanamabwanaHerr
mwokoziwaokoziRetter
rafikirafikiFreund
mwalimuwalimuLehrer, Ausbilder
kiongoziviongoziAnführer, Dirigent, Vorsänger
mwimbajiwaimbajiSänger
mwalimu wa kwayawalimu wa kwayaChorleiter

Damit können wir schon einfache Sätze bauen. Sind Subjekt und Objekt aus dem Zusammenhang bekannt, braucht man sie nicht anzugeben – wie im ersten Beispielsatz, der wie im letzten Kapitel aufgebaut ist. Will man sie erwähnen, kommt das Subjekt vor das Verb oder das Objekt dahinter oder beides. Das Verb behält dabei die Subjektsilbe am Anfang; dagegen wird die Objektsilbe im Verb nur verwendet, wenn das Objekt jemand Bestimmtes ist, wenn also im Deutschen ein bestimmter Artikel stünde:

Anawasaidia.Er hilft ihnen.
Mwalimu anawasaidia.Der Lehrer hilft ihnen.
Anawasaidia watoto.Er hilft den Kindern.
Mwalimu anawasaidia watoto.Der Lehrer hilft den Kindern.
Mwalimu anasaidia watoto.Der Lehrer hilft Kindern.
Mtu ametuona.Jemand hat uns gesehen.
Unaona mtu?Siehst du jemanden?
Ninaona mtu.Ich sehe jemanden.
Sioni mtu.Ich sehe niemanden.

Wie gesagt, der Lehrer in den ersten fünf Sätzen kann eine Frau oder ein Mann sein; das kann man in der Grammatik nicht unterscheiden.

Zuordnung zu Personen

Der Ausdruck mwalimu wa kwaya bedeutet „Lehrer/Ausbilder eines/des Chores“ oder „… von einem Chor“. Das Swahili-Wort für „von“ ist immer ein einsilbiges Wort mit -a am Ende. Davon gibt es neun (nämlich: wa, ya, la, cha, vya, za, kwa, pa, mwa) je nach dem voran­stehen­den Wort. Umgekehrt haben fast alle so gebauten Wörter die Bedeutung „von“, außer kwa (für, bei, mittels) und na (und, mit). Da wir nur Sätze verstehen, aber keine selbst formulieren wollen, brauchen wir die neun Formen nicht auseinander­zu­halten. Trotzdem kurz die Regel: Solange es nur um Personen geht, ist das Wort für „von“ meistens wa, manchmal aber in der Einzahl ya und in der Mehrzahl za, vor allem wenn das Substantiv vor „von“ in Einzahl und Mehrzahl gleich aussieht (z. B. baba, rafiki). Die anderen sechs Wörter für „von“ gibts nur im Zusammen­hang mit Sachen oder abstrakten Begriffen.

Die Verbindung des Wortes für „von“ mit Personal­pronomen (von mir / dir / …) ergibt dann die Possessiv­pronomen (mein / dein / …). Die haben immer denselben Anfangs­buchsta­ben wie das Wort für „von“; danach kommt, zu wem jemand oder etwas gehört:

-a (von …)-angu (mein-)-ako (dein-)-ake (sein-/ihr-)
-etu (unser-)-enu (euer-)-ao (ihr-)-ote (alle)

Die folgenden Beispiele erklären das hoffentlich besser als dürre Worte.

mtoto wa YohaneKind von Johannes
watoto wa YohaneKinder von Johannes
baba ya YohaneVater von Johannes
ndugu za YohaneGeschwister von Johannes
mama ya mwimbajiMutter eines/des Sängers
mtoto wangumein Kind
mwana wakesein/ihr Sohn
bwana wetuunser Herr
rafiki zenueure Freunde
kiongozi wetuunser Anführer
wotealle
watoto wotealle Kinder
Zur Startseite auch mit Klicken auf „Lochhausener Singkreis“ ganz oben.